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Wie man als Gastgeber einen kühlen Kopf bewahrt!

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In zehn Minuten wird es zum ersten Mal an diesem Abend an der Haustür läuten und ich stehe in der Küche, verfluche die Sauce, die nicht sämig werden möchte, werfe nebenbei Bretter, Messer und benutzte Teller in den eh schon vollen Geschirrspüler und trage dabei ein weißes T-Shirt, das eher einem Jackson Pollock aus den Zutaten des heutigen Menüs gleicht, als einem Kleidungsstück. Alles in allem: Nicht ideal!

Um Situationen wie diese zu vermeiden, habe ich mir über die Jahre ein paar Dinge angewöhnt, die es verhindern, dass ich nicht vor lauter Stress in der Fötus-Stellung auf meinem Küchenboden liege, wenn meine Gäste eintreffen.

Und da mir so oft Menschen erzählen, dass sie so gerne Freunde und Familie zum Essen einladen würden, aber bei dem Gedanken mehr also zwei Freunde einzuladen Stresspickel bekommen, habe ich mir gedacht, ich teile mal meine Strategien für so einen Abend.

(Achtung! Mir ist bewusst, dass sich dieser Beitrag sehr nerdig liest und stellenweise erkennt man , dass ich doch einen Hang zum Kontrollfreak habe, aber für mich hat sich dieses System bewährt. Schüttelst du ein Essen mit 20 Leuten einfach so aus dem Ärmel: Bravo! Und hör auf weiter zu lesen…)

 

Regel #1: Plane!
Wer sich am Vorabend überlegt, was er kocht, hat schon verloren! Das Menü sollte ein paar Tage vorher stehen, denn hat man noch genug Zeit für DIE LISTEN!

  • Die Rezeptliste: Egal, ob es eigene Rezepte sind oder die von einem anderen Koch, eine Liste mit allen Gerichten für den Abend (und wenn es nur stichwortartig ist) verhindert, dass man etwas vergisst oder panisch zum Bücherregal läuft, um zuerst das Kochbuch mit der Vorspeise und anschließend das Rezept darin zu suchen…
  • Die Einkaufsliste: Auf meiner Einkaufsliste stehen wirklich ALLE Lebensmittel, die ich brauche. Dh. auch Salz, Olivenöl, Mehl, etc. So gehe ich sicher, dass ich nicht nur wirklich alles da habe, sondern auch in der richtigen Menge! Bevor’s also zum Einkaufen geht, durchforste ich erstmal meine Küche und kontrolliere meine Vorräte.
  • Der Ablauf: Ich schreibe mir einen ungefähren Ablaufplan. Die Vorbereitungen werden nur stichwortartig angeführt, jedoch wird er immer genauer je näher die Ankunft der Gäste kommt. Mit steigendem Stresslevel vergisst man gern einmal etwas. Darauf stehen Dinge wie “Backofen jetzt vorheizen” bis hin zu Skizzen wie ich ein Gericht anrichten möchte. Diese Liste klebt bei mir an einem Hängeschrank in der Küche, damit ich immer kurz einen Blick drauf werfen kann.

Wer nur halb so vergesslich ist wie ich, kann sich diese Listen wahrscheinlich eh sparen…

 

Regel #2: Nutze den Vortag!
Für mich ist der Vorabend der Schüssel zu einem entspannten Abend am nächsten Tag! Am Weg vom Büro nach Hause kaufe ich alle Lebensmittel, die ich nicht frisch am nächsten Tag kaufen muss. Es werden Dinge erledigt, wie ein Kuchen als Nachspeise gebacken, das Fleisch mariniert, die Getränke eingekühlt und ähnliche Vorbereitungen getroffen, die man am Vortag machen kann oder sogar muss.

Als letzte Tat des Tages decke ich den Tisch. Gläser werden dabei auf den Kopf eingestellt, damit nichts über Nacht einstaubt. Für mich ist das der perfekte Zeitpunkt, da man noch genug Muse hat alles mit Sorgfalt zu platzieren, genug Zeit um notfalls noch eine Stoffserviette zu waschen und anschließend nichts mehr machen muss und deshalb dabei ein Glas Wein trinken kann.

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Regel #3: Keep it simple!
Wer jedem Gast ein Steaks nach seinen Vorstellungen macht und zum Nachtisch noch Fondant au chocolat serviert, ist in meinen Augen selber Schuld! Du bist kein Restaurant und keiner deiner Gäste erwartet das von dir. 99% aller Gäste wünschen sich ein leckeres Essen und einen netten Abend. Und das erreicht man mit zB. einem leckeren Gulasch genauso wie mit einem Haubenmenü. Meiner Meinung nach ist die Gulasch-Variante nicht nur stressfreier, sondern auch die beliebtere unter Gästen! Und das eine Prozent, das über dem Gulasch die Nase rümpft, wird nächstes Mal einfach nicht mehr eingeladen!

Ich mache es meist so, dass ich für die Vorspeise noch am meisten in der Küche stehe, da meine Abwesenheit am Anfang am wenigstens auffällt bzw. das Tischgespräch am wenigsten stört. Für mich hat es sich bewährt, dass der Hauptgang ein Schmorgericht oder ein Braten ist. Das sind zum einen Dinge, für dessen Fertigstellung man nicht noch eine halbe Stunde in der Küche verschwinden muss und zum anderen ist es einfach schön, wenn man einen Braten in die Mitte des Tisch stellen kann.

 

Regel #4: Hilfe annehmen!
Wie wir alle wissen, ist es wahnsinnig schwer gutes Personal zu finden –  Das ist die offizielle Version… In Wahrheit ist es wahnsinnig schwer, das nötige Kleingeld für’s Personal zu finden. Also muss Hilfe woanders her kommen.

Opfer Nr. 1: Der Partner. Der Vegetarier hat bei uns die Getränke-Rolle. Er drückt jedem, der durch die Tür tritt ein Aperitif in die Hand, füllt Wasserkrüge wieder auf und schenk Wein nach.
Opfer Nr. 2: Die Gäste. Der Vegetarier und ich sind in der Küche keine gute Kombination (Deshalb auch sein Getränke-Part). Deshalb bitte ich bei größeren Runden gerne mal eine der eingeladenen Freunde vorab mir zB. beim Servieren zu helfen. Meiner Erfahrung nach, steht im Laufe des Abends sowieso mal jemand in der Küche und will helfen…
Opfer Nr. 3: Lieferanten. Gerade schwere Dinge wie Getränke lasse ich mir für so einen Abend gerne nach Hause liefern. Klingt jetzt sehr fancy, bieten aber schon einige Supermärkte an und kostet wenig bis gar nichts.

 

Regel #5: Nutze die letzten 60 Minuten!
Zugegeben es klappt nicht immer, mir die letzten 60 Minuten frei zu halten und oft reichen 30 Minuten auch. Einen kleinen Puffer zu haben bevor der Abend los geht, finde ich jedoch super. Man kann noch einmal durch schnaufen,  in der Küche klar Schiff machen, sich umziehen, die Kerzen anzünden, Musik einschalten und vor allem noch einmal tief durchatmen, damit man anschließend seine Gäste entspannt gegrüßen kann.

Kommentare

  1. Ines Krueger

    Moin, oh ja … so mache ich das auch. Wobei bei mir die Glaeser direkt mit Öffnung nach oben stehen dürfen (sooo schnell verstauben die schon nicht). Wir hatten letzte Woche das Haus voll, und erhielten die schönsten Komplimente ueber die entspannte Atmosphäre und das Wohlfuehlen als Gast. Lg Ines

  2. Bianca Mattera

    Hallo …genau so mach ich das auch.Braten u. Schmorgerichte als Hauptgang sind der Hit u.da ich in Italien wohne ,einen
    Gemüsegarten habe….mach ich meistens was damit zur Vorspeise….gut vorzubereiten.
    Das Dessert bringt immer ein Gast mit….hihi
    Mein Mann kümmert sich um die Getränke….ist in der Küche auch nicht zu gebrauchen.
    Also dann auf viele weitere schöne Abende.
    lg Bianca aus Ischia

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